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Ihr Arzt hat keine Zeit für Sie? Dann gehen Sie zum Heilpraktiker!


Stoppuhren vor himmelblauem Hintergrund
(Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay)

Was die Industrialisierung der Medizin für Sie bedeutet und was Sie tun können

 

Die Medizin - ein Hort der Menschlichkeit, des Füreinander-Sorgens, der tiefen Heilung. Der gutaussehende Arzt, der Ihnen wohlwollend und interessiert zuhört, stets zugewandt, voller Empathie. Die sympathische Ärztin, die sich mit gewissenhaftem und einfühlsamem Nachfragen ein Bild machen will von Ihrer Lage, Ihrem Leiden, und mit Ihnen nach Lösungen und nach der bestmöglichen Behandlung sucht...


Schon gut, ich höre ja schon auf damit... zurück zur Realität:

Ärzt*innen haben im Schnitt 7,6 Minuten Zeit für Sie. [1]


In dieser Zeit ruhen seine oder ihre Augen mehr auf dem Bildschirm oder auf dem von Ihnen ausgefüllten Formular als auf Ihrem Gesicht. In diesen 7,6 Minuten kann die Ärzt*in ein paar Fragen nach Ihren Hauptsymptomen stellen, Sie kurz untersuchen, ein Rezept ausstellen und Sie gegebenenfalls zum Spezialisten weiterempfehlen. In diesen 7,6 Minuten ist keine Zeit, um danach zu fragen, wie sich Ihre Krankheit entwickelt hat, ob es vielleicht Auslöser gibt oder Umstände, die die Beschwerden verschlimmern. In diesen 7,6 Minuten ist keine Zeit, um Ihre Fragen zu beantworten und auf Ihre Unsicherheiten einzugehen. In diesen 7,6 Minuten ist auch keine Zeit, um die ganz individuell für Sie passendste Behandlung zu finden. Und keine Zeit, um mal wirklich zu fragen, wie es Ihnen geht - geschweige denn sich ruhig Ihre Antwort anzuhören.


Dass das so ist, ist nicht die Schuld der Ärzte. Es ist unser Gesundheitssystem, das Zwänge schafft, denen auch Ärzte nicht entkommen können. Dieses System orientiert sich vor allem an Rentabilität und Profit und weniger am Wohl des Patienten.

 

Leitlinien statt Behandlungserfahrung

 

Was geht in 7,6 Minuten? Eine Verschreibung nach Leitlinien. Leitlinien sind nicht an sich schlecht, aber eben an statistischen Studien orientiert und nicht an Ihren individuellen Besonderheiten. Wenn Sie genauso ticken wie das statistische Mittelmaß - gut für Sie! Wenn nicht: Pech, dann wird Ihnen die Behandlung vielleicht nicht so viel bringen, im schlimmsten Fall sogar schaden. Sie vertragen nur die Hälfte der üblichen Medikamenten-Dosis? Tja, das ist blöd, die Studien unterscheiden nun mal nicht nach Menschen, die viel oder wenig vertragen.


Das klingt schon nicht gut, aber es wird noch weiter gehen: Leitlinien sind im Grunde Algorithmen. Und Algorithmen können auch gut von Computern ausgeführt werden, dafür braucht es keine Menschen.


Die Medizin wird industrialisiert


Wenn Sie im medizinischen Bereich etwas von "Telemedizin" und "Digitalisierung" hören, dann geht es im Grunde um das Bestreben, die Medizin zu industrialisieren [2], zu automatisieren und in Zukunft so weit als möglich Ärzte durch Software zu ersetzen. Industrialisierung bedeutet meist auch Entmenschlichung. Das könnte in Zukunft so aussehen: Sie geben z.B. auf einer Website oder in einer App Ihre Symptome ein und ein Algorithmus sagt Ihnen, welche Krankheit Sie haben und verschreibt Ihnen ein Medikament, das Ihnen von einer Internet-Apotheke oder gleich vom Hersteller zugesandt wird. Ihnen wird niemand mehr zuhören, weil das in diesem System nicht vorgesehen ist - außer, Sie zahlen dafür extra. Nötige Untersuchungen werden vielleicht in einem Medizinzentrum oder einem Ärztehaus durchgeführt, von Untersuchern, die Sie nicht kennen und die Ihre Geschichte nicht kennen. Aber Ihre Geschichte ist dem Algorithmus egal, er verschreibt allein aufgrund der Symptome und Messwerte.


Eine Horror-Vision? Aus meiner Sicht schon, weil das nichts mehr mit Heilung zu tun hat, sondern mehr mit einer geldorientierten Menschenreparatur-Industrie. Die Entwicklung dahin ist schon recht weit gediehen: Die Algorithmen, die aus der Angabe von Symptome wahrscheinliche Krankheiten diagnostizieren können (z.B. [3]), werden immer besser. Algorithmen können neuerdings dank der Auswertung von Alexa-Daten aus dem Klang Ihrer Stimme herauslesen, in welchem psychischen Zustand Sie sind. Künstliche Intelligenz kann anhand von frühen Zeichen das Auftreten einer Demenzerkrankung vorhersagen. Software kann Ihr Gesicht erkennen und Merkmale darin interpretieren. Smartphone-Apps können Ihren Puls messen, Ihr Schlafverhalten, Ihr Bewegungsverhalten usw.


Die Entwicklung solcher Algorithmen bietet auch Chancen, vor allem in der Diagnostik und der Früherkennung, und kann vielleicht in ländlichen Gebieten den dortigen Ärztemangel abfedern. Aber führt diese Entwicklung insgesamt wirklich zu mehr Gesundheit?


Was ist Gesundheit?


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als
"[...] Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen." [5]
Glauben wir Gesundheit wirklich dadurch erreichen zu können, dass wir nach standardisierten Vorgaben Pillen und Spritzen geben? Sie glauben gar nicht, wie viele Herzprobleme tatsächlich von "Herzeleid", also Kummer, verursacht werden und wie häufig Bluthochdruck von zu viel psychischem Druck kommt - die Symptome kann man natürlich mit der Wirkung von Pillen verdecken, aber deswegen ist die Ursache doch noch nicht geheilt. Schöne Beispiele dafür liefert Bernard Lowns Buch "Die verlorene Kunst des Heilens". Heilung in diesem tieferen Sinne geht nur zusammen mit Menschen, die etwas von Menschen verstehen. Nicht mit Algorithmen. Algorithmen reden zwar irgendwann mit Ihnen (das tut Google Maps ja jetzt schon), aber sie verstehen Sie nicht.


Wer hört Ihnen zu, wenn Sie ein medizinisches oder psychisches Problem besprechen wollen, wenn die Symptome nicht eindeutig sind, wenn bisherige Therapien nicht funktioniert haben, wenn Sie Beratung oder einfach Trost brauchen? Ein Algorithmus? Eine 7,6-Minuten-Ärzt*in?


Was tun?


Entweder, Sie finden eine Ärzt*in, die sich mehr Zeit für Sie nimmt. Oder sie suchen außerhalb dieses Systems.


Ich persönlich mache es so: Ich gehe zum Heilpraktiker, am besten zum homöopathisch arbeitenden Heilpraktiker. Einem, der zuhört. Homöopathisch arbeitende Heilpraktiker*innen unterliegen nicht dem Umsatzzwang, dem Ärzt*innen unterliegen. Sie sind nicht Teil dieses Kassensystems, das Ärzt*innen zu diesen Schnellverfahren drängt. Sie haben keine Algorithmen, denn dafür ist die Homöopathie zu komplex.


Homöopath*innen haben Zeit, es ist sogar Teil Ihrer Methode. Sie interessieren sich für Sie, wollen genau wissen, wie sich Ihre Symptome anfühlen und wann sie auftreten. Sie suchen mit Ihnen nach Umständen, die Sie belasten oder gar krank machen, und neben einem passenden homöopathischen Arzneimittel auch nach Lösungen, für die man nicht unbedingt ein Medikament braucht. Homöopathie ohne menschlichen Kontakt geht nicht.


Heilung ist mehr als nur das Einnehmen einer Chemikalie oder ein Schnitt an der richtigen Stelle. Ziel ist nicht, mit Chemikalien ein Symptom wegzudrücken, sondern gesund zu werden und auf Dauer ohne Medikamente oder zumindest mit einer geringeren Dosis auszukommen. Zum Gesundwerden braucht es jemanden, dem Sie vertrauen, mit dem Sie offen reden können, der mitdenkt und mitfühlt, der mit Ihnen herauszufinden versucht, was Sie als Mensch krank gemacht hat und wie Sie gesund werden können und der neben dem richtigen Arzneimittel auch die richtigen Worte für Sie findet.


Wenn Sie als Mensch behandelt werden wollen - gehen Sie zum Heilpraktiker!

 

Quellen:
[2] Bernd Hontschik: Körper, Seele, Mensch. Versuch über die Kunst des Heilens, Suhrkamp 2006
[5] Verfassung der Weltgesundheitsorganisation, Stand 8. Mai 2014, https://fedlex.data.admin.ch/filestore/fedlex.data.admin.ch/eli/cc/1948/1015_1002_976/20140508/de/pdf-a/fedlex-data-admin-ch-eli-cc-1948-1015_1002_976-20140508-de-pdf-a.pdf, abgerufen am 07.05.2019, nach Serverumzug erneut abgerufen am 13.12.2021

Heilpraktiker Markus Dankesreiter

Autor: Markus Dankesreiter, Heilpraktiker in Regensburg.
Spezialisiert auf Klassische Homöopathie, Genuine Homöopathie, Predictive Homoeopathy.
SHZ-akkreditierte Ausbildung in Homöopathie.
Praxiserfahrung seit 2012.
Abgeschlossenes Studium der Physik (Diplom).